Es ist aus unserer Sicht sehr schön und vielversprechend zu beobachten, dass immer mehr Frauen in Führungspositionen kommen. Es gibt schon einige Fall-Studien darüber, dass Frauen tendenziell auch in Führungsrollen sehr gut bewertet werden von ihren Teams. Möglicherweise deshalb, weil sie einen guten „Qualitäten Mix“ mitbringen: Sie sind in der Lage klare Ansagen im Team zu machen und gleichzeitig bedeutet das für sie nicht, weniger empathisch zu sein. Bei Männern könnte man möglichweise eher tendenziell das eine oder andere dieser beiden Phänomene beobachten. Ggf. gelingt es einigen Frauen noch besser, ein „sowohl als auch“ statt ein „entweder oder“ im Verhalten vorzuleben.
Warum braucht es dann eigentlich ein Business Coaching für Frauen?
Wenn man nach diesen beobachteten Ergebnissen aus Studien geht, könnte man sich fragen, ob ein Business Coaching für Frauen überhaupt gefragt ist. Unsere Erfahrung zeigt uns, dass es tatsächlich gefragt ist. Es sind möglicherweise andere Themen, mit denen Frauen es schwerer haben als Männer. Möglicherweise geht es darum, sich – immer noch – gegen als unangemessen empfundene Etikettierungen und Zuschreibungen zur Wehr setzen zu müssen – je höher Frau in der Hierarchie und dem damit verbundenen Machtanspruch steigt.
An dieser Stelle sei nur einmal das Etikett der „Zicke“ erwähnt. Diese Zuschreibung, so beobachten wir und viele andere Frauen, fällt öfters dann, wenn Frauen klar sagen, was sie nicht wollen – z.B. nicht mehr auf derselben Position zu „versauern“, sich nicht zur Seite schieben zu lassen (z.B. schlechtere Bezahlung für gleiche Leistung), nicht mehr dem egozentrierten Gerede von bestimmten Persönlichkeiten zuhören zu müssen, sich nicht mehr die eigenen Ideen wegnehmen zu lassen oder oder… Und da muss man als Frau dann erst mal „drüber“ und zur eigenen Meinung stehen können – oftmals eine Meinung gegen eine von vielen.
Bei all dem denken wir, dass sich die ART des Coachings für die diversen Geschlechtsidentitäten nicht in dem Sinne unterscheidet. Wir schauen immer auf Individuen, die individuelle Persönlichkeit des Menschen – und die dazu passenden Methoden im Personal und Business Coaching. Es sind die Themenstellungen, Herausforderungen und Anliegen, die auch mal ähnlich sind (z.B. das Thema Selbstwert), in manchem aber doch auch recht verschieden – zwischen weiblichen, männlichen und diversen Geschlechtern. Hier könnte man möglicherweise bestimmte „Muster“ beobachten.
Viele Frauen berichten beispielsweise nach wie vor, ab einer gewissen Hierarchie-Stufe, von der sogenannten „gläsernen Decke“. Damit ist gemeint, dass es ab einer bestimmten Karriere-Stufe für Frauen schwieriger wird, aufzusteigen.
Warum ist das so?
Die Gründe sind sicher sehr vielfältig. Neben dem Thema des Spagats zwischen Job und Familie, dem damit zusammenhängenden „nicht stringent die Karriereleiter erklimmen Können“ (Raus sein, Arbeit in Teilzeit u.a.), Wiedereinstieg, weniger Bestärkung von anderen, für „Führung“ wirklich geeignet zu sein, gibt es sicher auch diese Gründe:
- Das notwendige Selbstvertrauen als Frau für bestimmte Rollen ist schwieriger aufzubringen, weil möglicherweise Männern immer noch z.B. die Führungsrolle eher zugetraut wird
- Daraus folgt z.B. weniger Bestärkung und Förderung durch MentorInnen und Netzwerke, die dabei helfen könnten, zu befähigen und aufzusteigen
- Dadurch, dass Frauen immer noch bestimmte Eigenschaften und Stärken tendenziell (nicht) zugeschrieben werden, werden sie weniger mit der Führungsrolle oder einer anderweitig angesehenen Rolle im Unternehmen assoziiert.
Viele wissenschaftliche Studien belegen immer wieder, dass bestimmte geschlechtsspezifische Zuschreiben nicht „per se“ so sind, sondern „sozialisiert“ werden. Junge Mädchen beispielsweise, die sich nicht intrinsisch ausprobieren können – zum Beispiel auch mit technischem Spielzeug – entdecken möglicherweise überhaupt nicht ihr Talent in diesen Dingen. Und/oder Zuschreibungen wie „das brauchst du gar nicht auszuprobieren, das ist viel zu ungeeignet/ schwierig/ gefährlich/ unfeminin für dich als Frau“, führen mitunter dahin, dass sich auch kein Mut entwickelt, Dinge auszuprobieren und sich dabei zu entdecken sowie zu versuchen, sich darin zu behaupten.
Auch bei Frauen finden wir in Persönlichkeitsanalysen die sogenannte Einfluss-/Macht-Motivation „gedeckelt“. Das bedeutet möglicherweise, dass Frauen zwar gern (mehr) in die Einfluss Rolle gehen würden (weil es ihnen intrinsisch Freude bereitet), sie es sich aber nicht zutrauen.
(mehr Infos zu den Motiven in diesem PSI blog Beitrag) Dies wird häufig auch von Frauen im Business Coaching bestätigt, die bei uns die PSI Potentialanalyse für sich nutzbar machen.
Sie sagen:
- Ich konnte mich nie richtig darin ausprobieren, Einfluss zu nehmen .
Wie soll ich mir die Führungsrolle dann zutrauen? - Da war/ist immer jemand, der/die meinte, dass ich mir das besser nicht zutrauen solle.
- Ich bekomme häufig – auch beruflich – eher die Rolle der „Kümmererin“ für das Team und die KollegInnen zugeschrieben, also eher soziale Fähigkeiten, als das Thema „Einfluss nehmen“.
Es gibt keine wissenschaftlichen Erkenntnisse der Persönlichkeitsforschung darüber, dass Frauen das Einflussnehmen weniger wollen oder weniger gut können als Männer. Es kommt sehr auf die Architektur der individuellen Persönlichkeit an, ob Menschen daran Freude haben oder eben weniger
Erschwert wird diese mögliche Freude und Kompetenzentwicklung – und in der Form dann auch, den eigenen Weg zu gehen – sicher dadurch, wenn von Folgendem ausgegangen wird: dass „Frau“ dies eh nicht so gut kann. Und wir würden mal behaupten, dass dies immer noch mehr der Fall ist als Männern gegenüber, die eine Führungsrolle anstreben.
Zudem könnte hinzukommen, dass Männer sich möglicherweise in ihrem Status und ihren Machtterritorien „bedroht“ fühlen. Und/oder aber auch selbst nicht wissen, ob Frau das leisten kann, wenn ich sie als Mentor unterstütze. Oftmals spielen eben ganz viele Faktoren mit hinein. Wie z.B. das bereits angesprochene „wegen der Kinder aus dem Beruf eine Zeit raus sein müssen“ etc. Dies führt zu Erschwernissen im „eigenen Karriere- und Selbstverwirklichungsweg“. Interessanterweise gibt es immer noch so bezeichnete „Karriere-Frauen“. Den Begriff „Karriere-Männer“ höre ich nicht. Warum? Weil es immer noch selbstverständlicher ist, dass Männer die Karriere machen? Sprache zeigt möglicherweise die Wirklichkeit.
Die Rolle des Business Coachings für Frauen – für Menschen
Wann ist es für alle Geschlechtsidentitäten (LGBTQIA+) sinnvoll, mit bestimmten Anliegen in ein Business Coaching zu gehen?
Wenn ich beispielsweise in meiner beruflichen Rolle merke:
- Ich fühle mich nicht wohl und würde dieses Thema gern beleuchten, mit jemandem Neutralen, der außerhalb steht.
- Ich möchte gerne einen Mentor/eine Mentorin, die mich – unabhängig vom System – bestärkt, in eine bestimmte Funktion und Rolle zu kommen.
- Ich möchte mich und meine Persönlichkeit gezielt für eine bestimmte Eignung für eine spezifische Rolle reflektieren (z.B. auch mit Hilfe der PSI Analyse).
- Ich möchte mir einen Strategie Plan ausarbeiten, um an/in eine neue Rolle zu kommen und diese effektiv für mich zu gestalten
- …
Der große Vorteil vom Business Coaching ist, dass ich mich – im wirklich geschützten Raum – offen zeigen kann, mit all meinen Sorgen, Ängsten, Emotionen und Gedanken, die mich bewegen. Der Coach kann helfen zu sehen, was der eigene Beitrag daran ist, dass sich die Dinge nicht verändern. Und vor allem, wie man es anders angehen könnte!
Der Coach ist immer wertschätzend, sogar noch in „Provokationen“, und hilft, Mut und Selbstvertrauen für eigene Entscheidungen aufzubauen.
Gute Coaches bringen zudem in der Regel auch eine spezifische Fachexpertise mit, wie zum Beispiel kommunikative Expertise, Führungshandwerkszeug, was zusätzlich als Wissen helfen kann, bestimmte Herausforderungen zu lösen, z.B.:
- Wie positioniere (Körpersprache und Stimme) ich mich authentisch in meinem Status?
- Wie lasse ich mir die Butter nicht vom Brot nehmen (Stichwort eigene Leistung deutlich machen)?
- Wie gehe ich mit blöden Kommentaren um?
- Wie ziehe ich verbal und nonverbal klare Grenzen?
- Wie sage ich es meinem Team, wenn ich in meiner Führungsrolle Fehler gemacht habe, ohne mich total klein zu machen?
- Wie überfordere ich mich nicht, weil ich denke, ich müsste immer fleißiger sein als alle anderen – weil ich es allen beweisen will, dass ich die Rolle verdient habe?
Nicht selten kommen Frauen in Führung zu uns, die sich nur mal eben „fit machen möchten in Gesprächsführung und Rhetorik“. In diesen Settings merken sie oft, wie angespannt sie körperlich und mental sind… Darüber ergibt sich dann ein Gespräch zum Thema: Wie geht es mir eigentlich gerade wirklich?
Und dann nimmt das systemische Business Coaching oftmals ganz von allein seinen Lauf… Wir sprechen über die Rolle, die innere Haltung, Glaubenssätze, psychische Instabilität, Gefühle, Enttäuschungen, unerfüllte Erwartungen, Selbstwert-Thematiken, Erschwernisse und Hindernisse im System Beruf und Familie, Rollen, Doppelbelastungen, eigene Stärken, spezifische Verhaltensmuster, andere Verhaltensmöglichkeiten, Fähigkeiten zur eigenen Selbst- und Verhaltenssteuerung – und wie das alles zusammenhängt…
Und nach und nach, immer mehr, entsteht ein anderes Selbstverständnis durch den besseren Blick für sich selbst – durch die Wahrnehmungen und Impulse von außen. Vieles sehe ich selbst gar nicht mehr, weil ich zu verstrickt bin im meiner (einseitigen) Wahrnehmung mit mancherlei „blinder Flecken“ (eigene Themen, die im Unbewussten liegen). Über den veränderten Selbstzugang, der durch das Coaching unterstützt wird, merke ich dann, warum wieso weshalb die Dinge so sind, wie sie sind – und was ich daran gern verändern oder akzeptieren würde. Und in dem neuen Zutrauen mache ich es nach und nach. Und ich spüre, dass ich selbstwirksamer werde und das Selbstvertrauen wächst immer mehr… und parallel die Achtsamkeit für sich selbst. Nämlich das zu tun, was ICH selbst wirklich gern tun würde! Zum Beispiel eine starke, erfolgreiche Führungskraft als Frau zu werden.
Der Business Coaching Prozess – ein Überblick
Ein möglicher Business und Personal Coaching Prozess beginnt mit einem Vorgespräch. Hier wird miteinander besprochen, was das Anliegen ist, es werden Fragen auf beiden Seiten geklärt und die wichtige „Chemie“ gecheckt, also ob man sich überhaupt gut vorstellen kann, miteinander zu arbeiten.
Auch ist wichtig im systemischen Coaching deutlich zu machen und zu erfragen, ob der Klient, die Klientin das Business Coaching wirklich möchte. Die Veränderungs- und Lösungsverantwortung liegt immer beim zu Coachenden selbst. Wenn die Person nur „geschickt“ wird und keinen eigenen Sinn in der Veränderung sieht, macht Coaching Unterstützung keinen Sinn.
Als möglicher Einstieg in ein Coaching kann die Reflexion mit Hilfe der PSI Persönlichkeits- und Potentialanalyse hilfreich und sinnvoll sein – das kann, muss aber auch nicht.
Wie lange und in welchen Abständen das Business Coaching verläuft, das entscheidet der Klient, die Klientin selbst, zusammen mit dem Coach und anderen Lernbegleitenden, die ein Interesse daran haben, dass die Dinge sich verändern.
Ein Abschlussgespräch, wenn der zu Coachende sich wieder selbstwirksamer fühlt, erfolgt am Ende. Ggf. auch noch weitere Vereinbarungen zur Lerntransfer-Sicherung in den Alltag, damit das neue Verhalten stabil bleibt.
Wenn Sie sich über systemisches Business Coaching für Frauen und den spezifischen Mehrwert für Ihre berufliche Situation genauer informieren möchten, melden Sie sich gern bei uns 🙂
Tel: 02501 – 264 99 06
Wir freuen uns auf Sie!
Hier geht es zu weiteren Infos zum